INTERVENTIONELLE RADIOLOGIE
 
Ärztliches Team

Dr. Gerard Mertikian (Leiter der Abteilung)
Dr. Hubert Trnka
Dr. Martina Böck



Diagnostik



Ultraschall-Diagnostik und ultraschallgezielte Intervention


Duplexsonografische Kontrolle (Ultraschall) von:

►chirurgisch angelegten Bypässen der Beine
►Prothesen der Bauchaorta
►prae- und postoperative Kontrolle der Halsschlagader (Karotiden)
►Kontrolle von Dialyse-Shunts
►Duplexsonografie der Venen der unteren und oberen Extremitäten zum Nachweis von
Thrombosen
►Sonografie der Abdominalorgane
►Ultraschallgezielte Interventionen:
►Abpunktion von Pleuraergüssen
►Thrombininjektionen zur Ausschaltung von postpunktionell nach Katheterangiografien
enstandenen falschen Aneurysmata
►Legung von Drains
 
 
Arterielle Diagnostik

Die Angiografie ist die Darstellung des arteriellen Gefäßbaumes mit Kontrastmittel (KM). Das KM ist eine jodhältige, röntgendichte, nicht-ionische, visköse Flüssigkeit, die entweder durch die sogenannte Fein-Nadel- Angiografie oder die invasivere Katheter-Angiografie in das Gefäßsystem eingebracht werden kann.

Technik

Fein-Nadel-Angiografie: Das arterielle Gefäß wird entweder in der Leiste oder der Ellenbeuge direkt, mit einer dünnen Nadel punktiert, und das KM über einen, mit der Nadel verbundenem Schlauch in die Arterie appliziert. Die dafür erforderliche KM-Menge beträgt meist 50-60 ml. Die Liegezeit nach der Untersuchung beträgt etwa 1 Stunde. Der Nachteil der Methode ist, dass keine Aussage über die Beckengefäße getroffen werden kann, und dass nur ein Bein, bzw. Unterarm, pro Untersuchung dargestellt werden können.

Katheter-Angiografie: Mittels dieser Methode können sämtliche Gefäße im Körper dargestellt werden. Da es sich hier um eine invasivere Methode handelt, muss auf einige Punkte wie z.B. Blutgerinnung, Schilddrüsen-Funktion, und Nierenfunktion geachtet werden; zusätzlich muss eine internistische Freigabe vorliegen. Die Untersuchung kann ambulant durchgeführt werden. Die Patienten bleiben nach dem Eingriff für gewöhnlich 3-4 Stunden zur Beobachtung in unserem Angio-Saal bevor sie entlassen werden können.

Die Katheter-Angiografie bedient sich der sog. Seldinger-Technik: Das pulsierende arterielle Gefäß wird entweder in der Leiste oder Ellenbeuge mit einer Nadel punktiert. Über diese Nadel wird ein Führungsdraht eingeführt. Die Nadel wird nun entfernt, und eine Schleuse über den Draht in die Leiste oder Ellenbeuge eingelegt. Der Innendurchmesser der Schleuse kann je nach Eingriff variieren, beträgt jedoch bei den diagnostischen Untersuchungen für gewöhnlich 1,3 mm. Über diese Schleuse, die den Zugang zum Gefäß sichert können eine Reihe von verschiedenen Kathetern im Gefäßsystem platziert werden. Der Katheter wird schließlich mit einem Schlauch verbunden, der unter Mithilfenahme einer Motorspritze, eine genau dosierte KM-Menge in das Gefäßsystem einbringt. Die Punktionsstelle wird nach Beendigung der Untersuchung mit einem blutstillenden Schwämmchen oder einem Verschlusssystem versorgt, sodass es sich eine Liegezeit von max. 6 Stunden ergibt.

 
 
 
Indikationen

Die Katheter-Angiografie wird durchgeführt, um bei bestehender peripherer arterieller Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit) Klarheit über den Zustand des arteriellen Systems zu schaffen, und ob und durch welche drei Therapie-Möglichkeiten (medikamentös, radiologisch-interventionell, oder chirurgisch) eine Abhilfe geschafft werden kann.

Die Fein-Nadel-Angiografie wird meist ergänzend bei vorliegender Vorinformation, in Form von Katheter-Angiografie, Magnetresonanz- oder Computertomografie-Angiografie durchgeführt.
 
 
Komplikationen

Die Komplikationsrate ist in unserem Haus bei der diagnostischen Angiografie vernachlässigbar klein. Wie nach jeder KM-Gabe, sind mit möglichen Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen (Haut-, Kreislaufreaktionen, Atemnot), KM-bedingte Schädigung der Niere, jodbedingte Überfunktion der Schilddrüse zu rechnen. Selten kommt es zu kleineren Blutungen an der Einstichstelle, Gefäßwandverletzungen oder Verschleppung von Gerinnsel.

 
Venöse Diagnostik

► Phlebografie der oberen und unteren Extremitäten zum Nachweis von Thrombosen und zur Darstellung von Krampfadern (Varizen)
► Saphenografie zur Beurteilung vom Bypass-Material
► Phlebografie der Beckenvenen
► Cavografie (Darstellung der unteren Hohlvene)
► Mediastinografie (Darstellung der zentral in die obere Hohlvene einmündende Venen)
► indirekte Splenoportografie zur Dokumentation der Pfortader und zum Nachweis von Umgehungskreisläufen bei Pfortaderhochdruck (portale Hypertension)



Technik

Phlebographie: Nach Anlage einer Staubinde, direkte Punktion einer oberflächlich gelegenen Vene am Fußrücken oder an der Hand und
Einbringung von maximal100ml eines nicht-ionischen Kontrastmittels (KM) zur Visualisierung der tiefen oder oberflächlich gelegenen Venen.

Saphenographie: Zumeist direkte Punktion der Vena (V.) saphena magna zur Beurteilung derselben als Bypass-Material.
Darstellung der Beckenvenen und Cavografie: Punktion in der Leiste mit einer dünnen Nadel und anschließende KM-Darstellung der Beckenvenen und der unteren Hohlvene.

Mediastinographie: Legen einer Verweilkanüle (Venflon) in der Ellenbeuge bds. und Verbindung beider Kanülen mittels eines Y-Schlauchs und gleichzeitiger Einbringung von KM über beide oberen Extremitäten zur Beurteilung des zentralen Einstroms und der oberen Hohlvene.

Indirekte Splenoportographie: Dient dem Nachweis einer offenen Pfortader (Vena portae) und bei Verschluss derselben, zum Nachweis von Umgehungs-kreisläufen (Kollaterale). Die Darstellung der Pfortader kann nicht direkt, sondern nach folgendem Prinzip indirekt dargestellt werden: Nach lokaler Betäubung der Leiste mittels Seldinger-Technik (siehe oben) Einbringung einer diagnostischen Sonde (Katheter) in die Hauptschlagader und Sondierung entweder der Milzarterie (A. lienalis) oder der oberen Eingeweidearterie (A. mesenterica superior). Nach KM-Applikation wird zugewartet, bis das KM-tragende Blut entweder über die Milzvene oder die obere Eingeweidevene die Pfortader oder die Kollateralen erreicht und diese darstellt.
 
 
Indikationen

Phlebografie:

►Dient zum Nachweis von tiefen Bein- oder Armvenen-Thrombosen
►Sie wird auch zur präoperativen Diagnostik bei Krampfadern (Varizen) eingesetzt.
►Die Darstellung der oberflächlichen Armvenen ist für den Gefäßchirurgen eine Entscheidungshilfe bei Anlage von Shunts von Dialyse-
Patienten.
►Ermöglicht die Darstellung der V. saphena magna oder parva. Es kann eine Aussage über die Tauglichkeit dieser oberflächlichen
Beinvenen als Bypass-Material für Herzkranzgefäße oder Beinarterien getroffen werden.

Mediastinografie:

►eingesetzt, wenn der Verdacht auf eine zumeist tumorbedingte (z.B. Bronchuskarzinom, vergrößerte LK) obere Einflussstauung
besteht, und zur Beantwortung der Frage, ob in der gleichen Sitzung einer Entlastung mittels Stents (siehe später) erfolgen kann.

Indirekte Splenportografie:

►Die dargestellte offene Pfortader ist Voraussetzung für Embolisation von Leberherden bei bösartigen Erkrankungen. Sie wird auch
bei Leberzirrhose zum Nachweis der Umgehungskreisläufe bei Pfortaderhochdruck eingesetzt.

Komplikationen

►KM-bedingte Komplikationen, wie oben angeführt.
►Keine klinisch relevanten punktionsbedingten Komplikationen in der Phlebografie, Mediastinografie oder Cavografie
►In der indirekten Splenoportografie Komplikationen wie bei der Katheterangiografie.

 
Arterielle Interventionen


Perkutane Transluminale Angioplastie (PTA) und Stents


Das Prinzip der PTA besteht darin, dass eine die Blutstrombahn beeinträchtigende Engstelle mittels Führungsdraht überwunden und anschließend mittels Ballonkatheter unterschiedlicher Länge und Durchmesser aufgedehnt wird. Im Idealfall wird das ursprüngliche Lumen (durchflossener Gefäßdurchmesser) wieder hergestellt.


Ein Stent ist ein zylindrisches Metallgitter, welches das lädierte Gefäß nach Aufdehnung offen halten soll. Das Material besteht heute meist aus Nitinol (Nickel, Titan). Wie bei der PTA wird der beeinträchtigte Gefäßabschnitt dargestellt, mittels Führungsdraht überwunden und ein Stent in das lädierte Gefäß abgesetzt. Der Stent ist entweder direkt auf dem Dilatationskatheter montiert und wird dann durch den aufgedehnten Ballon in die Gefäßwand gepresst (ballonexpandibel) oder er wird im Bereich der Läsion abgesetzt und nachträglich mit einem separat eingeführten Ballon dilatiert (selbstexpandibel). Für das Stenting bestehen unterschiedliche Indikationen in verschiedenen Regionen.


Allgemeines

Die Länge und die Beschaffenheit der Engstelle (Stenose) oder des Verschlusses sind für die Prognose wichtig: je kürzer die beeinträchtigte Strecke des Gefäßes und je weniger Kalkablagerungen, desto besser ist die Aussicht auf längerfristige Beschwerdefreiheit.

Idealerweise erfolgt die diagnostische Angiografie und die radiologisch-interventionelle Therapie in einer Sitzung. Die Diagnose kann auch mittels Magnetresonanz- oder CT-Angiografie erfolgen, allerdings mit Einschränkungen, denn hier sind vor allem Unterschenkelarterien problematisch .

Vorbereitend müssen manche Laborparameter (Gerinnung, Blutbild, Serumkreatinin, Schilddrüse) erhoben werden. Zudem muss vor der Intervention eine internistische Begutachtung erfolgen. Die Indikationsstellung zur Intervention erfolgt interdisziplinär (Gefäßchirurgie, Angiologie, Radiologie, ev. Nephrologie, Neurologie, Pulmologie).


Vorbereitung

► Legung eines venösen Zugangs
► Steriles Abdecken und Desinfektion der Zugangsregion
► Lokalanästhesie
► Punktion der A. femoralis communis (Leiste) oder A. brachialis (Ellenbeuge)
► Einlegen einer Schleuse zur sicheren Draht- bzw. Katheterführung


Regionen

Aorta abdominalis (Bauchaorta) und Beckengefäße
Periphere Arterien (infrainguinal = unterhalb des Leistenbandes)
Nierenarterien
Dialyseshunts
 
Aorta abdominalis (Bauchaorta) und Beckengefäße


Stenosen (Engstellen) treten in der infrarenalen Bauchaorta zu 12 % auf, in der Beckenetage (Arteria. iliaca communis und Arteria iliaca externa) zu jeweils etwa 40%.
In diesen Regionen wird sehr oft primär ein Stenting durchgeführt, da die Ergebnisse -insbesondere bei kalkhältigen Läsionen - besser sind als eine alleinige PTA.
Für Stenting in der Bauchaorta werden große Durchmesser verwendet. Es ist daher immer ein Verschlusssystem der Punktionsstelle nach dem Eingriff notwendig.
Bei wenig verkalkten Läsionen im Becken wird primär eine PTA durchgeführt, sollte es dabei zu einer Dissektion (Einriss der innersten Gefäßwand) kommen, wird ein Stenting durchgeführt.
 
 
Indikationen

►eingeschränkte Gehstrecke
►Ruheschmerz
►Nekrosen (=Ulcera- {offene Stellen} an den Unterschenkeln oder Vorfüßen)



Kontraindikationen


►langstreckig und höhergradig verengte Gefäße
►extrem verkalkte Stenosen in Bifurkationsnähe (Aortenteilung)
►Stenosen ohne hämodynamische Relevanz
►Beschwerdefreiheit
 
Periphere Arterien (infrainguinal= unterhalb des Leistenbandes)


Stenosen oder Verschlüsse dieser Arterien (Arteria femoralis superficialis, A. poplitea) betreffen zwei Drittel aller Patienten mit pAVK= periphere arterielle Verschlusskrankheit) gegenüber 1/3 mit Läsionen in den Beckenarterien.

Im Allgemeinen wird in diesen Regionen nur eine PTA durchgeführt.

Bei einem schlechten Ergebnis (Reststenose > 30%, flusslimitierende Dissektion) in der Oberschenkelarterie oder in Ausnahmefällen in der A. poplitea wird sekundär ein Stenting durchgeführt. Stenting in den Unterschenkelarterien ist derzeit noch nicht etabliert.
 
 
Indikationen


A. femoralis communis und A. femoralis profunda: nur in Ausnahmefällen. Die chirurgische Sanierung ist einfach und sicher.

A. femoralis superficialis und A. poplitea:
● stark eingeschränkte Gehstrecke (bei jungen Patienten nach Lebensumständen)
● Ruheschmerz
● Ulcus am Unterschenkel oder Vorfuß

Unterschenkelarterien:
● bei Ruheschmerz oder Ulcus am Unterschenkel/Vorfuß
● vorzugsweise kurzstreckige Verschlüsse, aber auch lange Verschlüsse mittels PIER (s. unten)

Interventionell behandelt werden vorzugsweise Engstellen bis 3 cm Länge; eingeschränkte Behandlung bei Verschlüssen bis 5 cm Länge oder Engstellen bis 8 cm Länge.



Kontraindikationen

►Stenosen der A. femoralis superficialis am Abgang
►sehr langstreckige Läsionen mit hochgradiger Kalkeinlagerung
►fehlender Ausstrom (schlechter Gefäßstatus unterhalb der zu behandelnden Abschnitte)
 
PIER (Perkutane Intentionelle Extraluminale Rekanalisierung)

Ein weiteres Verfahren zur Behebung von langstreckigen Verschlüssen v.a. der Unterschenkelarterien, stellt das von DR. A. BOLIA (Leicester Royal Infirmary, England) entwickelte PIER (Perkutane Intentionelle Extraluminale Rekanalisierung) dar.
Hierbei werden mittels einer speziellen Drahttechnik lange, ansonsten in herkömmlicher Weise nicht passierbare, Verschlüsse überwunden und mittels Ballon gedehnt.
Der so entstandener Kanal liegt dann zwischen der ersten und zweiten Schicht der Gefäßwand (subintimal) und kann quasi als innerer Bypass betrachtet werden
 
 
 
 
 
Nierenarterienstenosen

Bei verkalkten, meist abgangsnahen Stenosen wird ein primäres Stenting, bei nicht abgangsnahen Stenosen oder bei fibromuskulärer Dysplasie wird eine alleinige PTA durchgeführt.

Indikationen

►Schlecht einstellbarer Bluthochdruck trotz Mehrfachtherapie mit hämodynamisch relevanter Stenose (> 60 %)
►erhöhte renale Retentionswerte
 
 
Dialyseshunts


►Die Diagnose einer Engstellung erfolgt durch Duplexsonografie.
►Die Verifizierung der Engstelle erfolgt durch die Angiografie.
►Die Indikationsstellung zur PTA ergibt sich aus Punktionsproblemen oder schlechten Flusswerten bei der Dialyse.


Technik


Die angiografische Darstellung der Stenose des Shunts erfolgt meist durch eine Feinnadelangiografie:
Dabei wird die A. brachialis im Bereich des Ellbogengelenkes punktiert und die Cimino-Anastomose (Verbindung zwischen A. radialis und V. cephalica) dargestellt.
Meist befindet sich die Engstelle im venösen Schenkel des Shunts.
Je nach Lokalisation wird der Shunt punktiert und eine PTA mittels speziellem Ballonkatheter durchgeführt (Hochdruckballon, Cutting Balloon®).


 
 
Supraaortale Äste


►Arteria carotis interna: Stenting bei relevanten Rezidivstenosen nach OP.
Derzeit wird selten ein interventionelles Vorgehen als Primärtherapie gewählt.

►A. carotis communis: Stenting bei relevanten Abgangsstenosen als Primärtherapie.

►A. subclavia, Truncus brachiocephalicus: Stenting als Primärtherapie bei Armbeschwerden, symptomatisches Subclavian Steal Syndrom- soferne relevante (> 70 %) Stenosen vorliegen.

 
 
Mesenterialarterien
Die typische Indikationsstellung ist die postprandiale Beschwerdesymptomatik bei Stenose des Abganges der A. mesenterica superior oder Stenosen der A. mesenterica inferior bei verschlossener A. mesenterica sup.

Als Primärtherapie wird bei abgangsnahen Engstellen die Stentimplantaion angesehen.

 
 
Lokale Komplikationen der PTA u. Stents (< 10%)


►Hämatome (Bluterguss) an der Punktionsstelle
►Aneurysma spurium (Gefäßerweiterung an Punktionsstelle)
►Blutung
►Infektion


Schwere Komplikationen der PTA und Stents (<3%)

►Thrombose
►Embolisation (Blutgerinnsel in der Blutstrombahn distal (unterhalb) der Intervention)
►Perforation (Verletzung der Gefäßwand durch Draht und Austritt von Blut ins Gewebe)

Die meisten Komplikationen können im Regelfall durch weiterführende interventionelle Techniken kompensiert werden.
Eine chirurgische Sanierung der Komplikationen wird in 2-4 % der Fälle beschrieben.


Nachsorge


Die Patienten werden nach der Intervention zur Überwachung etwa 24 Stunden stationär aufgenommen. Je nach Versorgung der Punktionsstelle ist Bettruhe von 4-12 Stunden nötig. Die medikamentöse Begleittherapie wird individuell gestaltet.

 
Behandlung von Bauchaortenaneurysmata


Als Königsdisziplin der interventionellen Tätigkeit an unserer Abteilung gilt die endoluminale Gefäßprothesen-Implantation. Mit dieser minimal- invasiven Methode können rupturgefährdete abdominelle Aneurysmata (Ausbuchtungen der Bauchaorta) behandelt werden.

Einige wichtige Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Bauchaorten-Aneurysma (BAA) auch tatsächlich interventionell behandelt werden kann: ein mindestens 15mm „gesunder Hals“ zu den Nierengefäßen; entsprechende Weite der Beckengefäße, damit das prothesentragende Besteck eingeführt werden kann; das Aneurysma darf sich nicht weit in die beiden Beckengefäße erstrecken; Weite der Bauchschlagader in Höhe der Gabelung; der maximale Durchmesser der „gesunden Bauchaorta“ und der Beckengefäße, um einige Eckdaten zu nennen.

Zur Beurteilung, ob ein BAA für eine interventionelle Prothesenimplantation geeignet ist, müssen computer-topografische und / oder katheter-angiografische Untersuchungen zur exakten Evaluierung der Längen und Durchmesser der betroffenen Gefäße durchgeführt werden.

Nach interdisziplinärer Indikationsstellung mit der Gefäßchirurgie und der Gefäßambulanz erfolgt der Eingriff in der interventionellen Einheit. Nach chirurgischer Freilegung von beiden Leisten, zumeist in Allgemeinnarkose, wird das endoprothesen-tragende Einführbesteck vom interventionellen Radiologen in das Gefäßsystem eingebracht und die Endoprothese nach angiographischer Lagekontrolle freigesetzt und anmodelliert.

Die Komplikationen dieser minimal-invasiven Methode sind einerseits die allgemeinen Komplikationen, die eine Vollnarkose mit sich bringt, andererseits können auch spezifische Probleme während der Implantation der Endprothese auftreten, wie z.B.: Verletzung oder Ruptur der Zugangsgefäße; Fehlplatzierung der Endoprothese mit der Folge einer ungenügenden Ausschaltung des Aneurysmas aus dem Blutkreislauf; ungewollte Abdeckung wichtiger Gefäße; technische Fehler während der Implantation, die eine sofortige chirurgische Operation erfordert (sog. Akut-Konversion); letztlich auch Monate bis Jahre nach dem Eingriff auftretende undichte Stellen (s.u.).

Nach den neusten Studien hat die interventionelle Endoprothesen-Implantation im Vergleich zur offenen chirurgischen Operation ein 2-3 mal geringeres Sterblichkeitsrisiko in den ersten 30 postoperativen Tagen; die Patienten können früher aus der intensiv-medizinischen Betreuung auf die Normalstation verlegt werden und werden in der Regel auch früher entlassen. Der interventionelle Eingriff ist allerdings insofern pflegeintensiver als computertomografische Nachkontrollen erforderlich sind. In etwa 15-20% der Fälle kann es nach primär erfolgreicher Absetzung der Endoprothese zur Entstehung von undichten Stellen (sog. Endoleaks) kommen, sodass katheter-angiografische Untersuchungen mit Behebung der zu Grunde liegenden Ursache notwendig sein können.

 
 
 
Behandlung von thorakalen Aneurysmata, Dissektionen und Ulzera


Seit einigen Jahren ist durch die fortschreitende Stent-Technologie möglich geworden, aneurysmatische Ausweitungen der thorakalen Aorta durch Implantation von Endoprothesen zu beheben. Aneurysmata der thorakalen Aorta haben insgesamt ein höheres Rupturrisiko. 70% der Patienten mit unbehandeltem thorakalen Aortenaneurysma (TAA) versterben innerhalb von 5 Jahren nach der Diagnosestellung. Die chirurgische Behandlung ist mit einer relativ hohen Morbidität und Mortaltiät verbunden. Schädigungen des Rückenmarks können in 5-15% auftreten, und das perioperative Sterblichkeitsrisiko kann je nach Zentrum 10-30% betragen. Die vergleichbaren Komplikationsraten liegen interventionell, v.a. hinsichtlich der perioperativen Sterblichkeitsrate, des Risikos der Rückenmarksschädigung und der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus deutlich niedriger.

Eine klassische Domäne für den interventionellen Eingriff ist mittlerweile die Typ-B Dissektion der thorakalen Aorta geworden. Bei diesem Krankheitsbild zerschichtet sich die innere Wand der Aorta, wodurch einerseits die Gefahr der aneurysmatischen Ausweitung der Aorta mit der meist tödlich verlaufenden Ruptur gegeben ist, andererseits kann es im Zuge der Dissektion zur Unterversorgung wichtiger Organe wie z.B. Darm oder Nieren kommen.

Ein weiteres wertvolles Einsatzgebiet stellen Risse der Aorta, typischerweise im Rahmen eines Schleudertraumas dar. Der interventionelle Eingriff kann bei diesen oft jungen und mehrfach-verletzten Patienten, lebensrettend sein und die akut lebensbedrohliche Verletzung der Hauptschlagader beheben.


 
 
 
Lokale Lysetherapie

Eine weitere Möglichkeit zur Eröffnung von innerhalb von Stunden bis einigen Wochen durch Thromben oder Embolien verschlossenen Gefäßen kann neben der Aspirations-Embolektomie, die sich eines einfachen Katheters zur Absaugung von Blutgerinnseln bedient, auch die lokale Lyse mittels rTPA (re-combinant Tissue Plasminogen Activator) eingesetzt werden. Zu diesem Zweck wird das verschlossene Gefäß zunächst rekanalisiert, ein spezieller Katheter mit Seitenlöchern innerhalb des Verschlusses platziert und rTPA mit einer definierten Dosierung in das Gefäß eingebracht, die dann über Nacht die frischen Thromben auflöst. Die Kontrollangiographie am folgenden Tag erlaubt die Darstellung der zu Grunde liegenden Engstelle, die entweder gedehnt oder mit einem Stent versorgt wird.

 
 
Mechanische Thrombektomie


Ähnlich wie bei der lokalen Lyse, kann die mechanische Thrombektomie bei akut okkludierten Gefäßen angewendet werden.

Klassische Indikation hierfür sind:
● Kontraindikation gegen eine lokale Lyse
● Unzumutbarkeit der Lyse dem Patienten gegenüber (zu hohes Alter oder mangelnde
Kooperation)
● aus medizinischen Gründen ist eine rasche Restitution des Kreislaufs erwünscht
● bei Rest-Thromben nach einer lokalen Lyse

Drei Methoden werden hierfür in unserem Haus angewandt:
(1) Aspirations-Embolektomie
(2) Rotarex®
(3) Angiojet®

(1) Aspirations-Embolektomie: Sie ist die einfachste und zugleich rascheste Form der mechanischen Thrombektomie. Der Thrombus wird mittels einer Spritze, unter Erzeugung eines Vakuums, über einen Katheter einfach abgesaugt und die Strombahn freigegeben.

(2) Rotarex®: Das verschlossene Gefäßsegment wird mit einem Führungsdraht überwunden, hierauf ein Katheter eingeführt, welcher durch rotierende Klingen die Thromben zermund absaugt (Rotarex).

(3) Angiojet®: Wie Methode (2), jedoch treten aus der Katheterspitze Strahlen einer Kochsalzlösung aus, die die Thromben lockern, gleichzeitig werden diese absaugt (Angiojet).
 
 
Embolisationen


Im selben Ausmaß, in dem Gefäßverschlüsse rekanalisiert werden können, können auch Gefäße als lebensbedrohende Blutungsquelle bei tumorösen oder entzündlichen Prozessen ausgeschaltet werden. Arterio-venöse Malformationen lassen sich mit ebenso hoher Erfolgsquote embolisieren, wie Primär- oder Sekundärtumore der Leber in ihrem Wachstum bremsen. Die Materialien, die uns hierbei zur Verfügung stehen sind vielfältig. Es kommen chemische Substanzen wie Polyvinylalkohol, Histoacryl, oder Äthoxysklerol genauso zum Einsatz wie Thrombin, ölige Kontrastmittel und Coils, um einige zu nennen. Große Abhilfe schaffen dabei gleitfähige und gut steuerbare Mikrokatheter, die eine superselektive Sondierung von meist nur wenige Millimeter im Durchmesser haltenden und oft geschwungen verlaufenden Gefäßen ermöglichen, wodurch eine zielgenaue und damit gewebsschonende Embolisierung realisiert werden kann.

 
 
Venöse Interventionen


Stents
Vena Cava-Filter
Transjugulärer Intrahepatischer Portosystemischer Shunt (TIPSS)


Stents

Venöse Stents kommen meist bei Raumforderungen mit Beeinträchtigung des zentralen Einstroms in die obere Hohlvene mit der Folge einer sog. oberen Einflussstauung zum Einsatz. Nach einer diagnostischen Mediastinografie, werden eine oder beide Leisten lokal betäubt und Schleusen gelegt. Die verschlossenen Venen werden mit speziellen Drähten und Kathetern re-kanalisiert und der Verschluss mit einem Stent versorgt. Selten kommen auch Stents im Bereich der Beckenvenen bei ebenfalls meist tumorbedingter Behinderung der Strombahn zum Einsatz.


 
 
Vena Cava-Filter

Der Vena-Cava-Filter dient als Schutz der Lungenstrombahn vor lebensbedrohlichen Pulmonalembolien bei tiefen Beinvenenthrombosen. Der Filter, der unterhalb der Nierenvenen platziert wird, lässt das Blut passieren und fängt losgelöste Blutgerinnsel ab.

Nach lokaler Betäubung der Leiste wird venös punktiert, eine Schleuse vorgelegt und die freie Strombahn der Beckenvene und der unteren Hohlvene dokumentiert. Die Nierenveneneinmündungen in die untere Hohlvene werden lokalisiert und der Cava-Filter platziert.

Indikationen:

►Wiederkehrende Pulmonalembolien unter Marcumartherapie
►Gegenanzeige für eine Marcumarisierung, oder bestehende Rechtsherzbelastung

Komplikationen:

►Fehlplatzierung des Cava-Schirms und als Spätkomplikationen Thrombosierung
►Wanderung oder Materialbruch des Cava-Schirms

 
 
Transjugulärer Intrahepatischer Portosystemischer Shunt (TIPS)


Das Prinzip des TIPS besteht in der Schaffung einer Kurzschlussverbindung zwischen der Lebervene und der Pfortader mittels eines Stents. Der Eingriff dient zur Entlastung einer Bauchwassersucht oder Beherrschung unstillbarer Blutungen aus der Speiseröhre bei bestehender Leberzirrhose.

 
 
Gallengangsdiagnostik und Interventionen


►Perkutane transhepatische Cholangiografie (PTC)
►Gallengangsstents
►Gallengangsdrainagen

KM-Darstellung der ausgeweiteten Gallengänge mit einer dünnen Ciba-Nadel vom seitlichen Brustkorb aus, welche anschließend mit Kathetern sondiert werden. Der zumeist tumorbedingte Verschluss, wird in der selben Sitzung durch einen Stent versorgt. Zusätzliche Entlastung nach außen, bringt ein passager gelegtes Drain, welches für ca. eine Woche belassen, und in einer kurzen zweiten Sitzung entfernt wird.
 
 
Andere Verfahren

Perkutane Vertebroplastie (VTP)
Fremdkörperbergungen


Perkutane Vertebroplastie (VTP)


Diese Technik erlaubt die durchleuchtungsgezielte Einbringung von Knochenzement zur Stabilisierung von osteoporose- oder
tumorbedingten Wirbelkörperfrakturen. Die Indikationsstellung zur VTP erfolgt unter Einbeziehung mehrerer Fachgruppen.

Vorteile:

● kann in einem leichten Schlaf (Sedierung) ohne Vollnarkose durchgeführt werden
● risikoarm
● sehr effiziente Methode zur Schmerzlinderung und Stabilisierung nach Wirbelkörperfrakturen.
 
 
Fremdkörperbergungen

Abgrissene Katheter von zentralen venösen Zugängen (z.B. Jugulariskatheter), sog. Port-A-Caths oder Schrittmachersonden verirren sich ins Herz, die Lungenarterien oder in günstigeren Situationen in die obere oder untere Hohlvene. Sie sind als Fremdkörper potenziell thrombogen und können zu Infektionen führen. Die Bergung solcher abgerissenen Katheter erfolgt nach venöser Punktion in der Leiste, wonach der Katheter mittels einer Fangschlinge gefasst und aus der Leiste entfernt wird.